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Genogramm-Arbeit
Mit der Methode der Genogramm-Arbeit erstelle ich einen Familienstammbaum über
mindestens drei Generationen. Daraus können anhand der historischen Kontexte und
Entwicklungsmerkmahle der Generationsmitglieder relevante Informationen und Erkenntnisse
über Beziehungssysteme, Verstrickungen, Glaubenssätze und Bewertungen, Störungen,
Süchte, Krankheiten, Missbrauch, symptomatische Verhaltens- oder Lebensmuster
gewonnen werden.
Aber schon allgemeine Informationen über Religion, Beruf, Tätigkeit, Vereins- oder
Schichtzugehörigkeit, Lebensalter, über die Rolle des Mannes, der Frau, von Kindern,
über Besitzverhältnisse und Erbschaften, u. a. geben hilfreichen Aufschluss über die
oft bis in die Gegenwart reichende Vergangenheit der Mehrgenerationenfamilien, mit
denen jede/r – gewollt oder nicht – verbunden ist.
Spezifischer sind Fragen nach:
bedeutsamen Ereignissen wie Krieg, Unfall, Totschlag, unerfüllte Liebe…
schuldhaften Verstrickungen wie Missbrauch, Betrug, Kindesunterschiebung…
besonderem Schicksal wie Flucht, Insolvenz, Behinderungen, Gelübde…
Nur zu oft wird in der Genogrammerstellung, die ich im Gespräch mit einem Klienten an
einer Papierrolle oder Tafel vornehme und dafür vorgesehene Zeichen und Verbindungs-
linien eintrage, mit Erstaunen festgestellt, wie viel Erleben aber auch Erleiden über
Generationen vorgefallen ist.
Ähnlich dem Familienaufstellen können durch die Genogrammarbeit über die
Generationen „durchgereichte“ Familienmuster erkannt und zur Lösung von Blockaden
und Verstrickungen beigetragen werden.
Es empfiehlt sich, vor einer ersten Sitzung Geburts-, Hochzeits-, Scheidungs- und
Sterbedaten sowie Familiengeschichten zu sammeln und möglicherweise nach alten
Familienfotos zu suchen.
Die Bedeutung der Daten macht die Psychotherapeutin, Psychologin und Professorin Anne Ancelin Schützenberger
am Beispiel des „Jahrestag-Syndroms“ deutlich. So erlitt am 8. August der Urgroßvater
einen Arbeitsunfall und musste später einen Rollstuhl benutzen. Sein Urenkel stürzte
am 8. August Jahrzehnte später mit dem Segelflieger ab und landete ebenfalls im Rollstuhl.
Familiengeschichten anzunehmen, hilft, Parallelen zwischen dem eigenen Leben und dem
Leben der Vorfahren aufzudecken und – wenn erforderlich – zu unterbrechen und das
eigene Leben bewusster zu gestalten.
»Im Keim wirkt schon das Ganze, ohne es bereits zu sein.«
Bert Hellinger (*1925)
Zum Weiterlesen: "Wenn Du Deine Ahnen ehrst" (PDF-Format, Artikel erschienen in "Impulse", April 2009).
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